Stillgelegte Werkbahnen
Spolchemie in Ústí nad Labem am 27.04.1996 (565 mm)
 
Die Spolchemie geht auf die 1857 gegründete Gesellschaft für chemische und metallurgische Produktion zurück. Damit ist sie eine der ältesten chemischen Fabriken Europas. Ab 1884 gehörte sie zur Solvay AG. Die elektrische schmalspurige Werkbahn wurde von 1908 bis 1910 gebaut. Die Spurweite betrug 565 mm. Gefahren wurde mit 220 V Gleichspannung. Dafür war eine Fahrleitung in 3,3 bis 5 m Höhe gespannt worden. In den zwanziger Jahren gab es drei Typen elektrischer Lokomotiven: 14 Lokomotiven von Siemens &Schuckert mit 13,5 kW 6 Lokomotiven der AEG mit 27 kW und 2 Lokomotiven von Orenstein & Koppel mit 23 kW Von 1954 bis 1961 kamen Lokomotiven der Typen TLD 6,5 mit 25 kW und TLD 10 mit 36 kW dazu, die von ČKD Prag und FEZ Frydland gebaut wurden. 1961 begann man über die schrittweise Stillegung der Bahn nachzudenken. Zu dieser Zeit gab es immerhin noch 20 km Gleise, davon 18 mit Fahrleitung. 25 Lokomotiven, 249 Kipploren, 129 große und 154 kleine Plattformwagen, 2 Kesselwagen und ein Schneepflug standen zur Verfügung. 1996 waren noch 4 elektrische Lokomotiven TLD 10, drei elektrische Lokomotiven TLD 6,5 und die Diesellok DH 30 D.0 vorhanden. Diese kleine Gruben-Diesellok hatte man 1989 beschafft, da der Rückbau der Fahrleitung schnell zu realisieren war, große Teile des Gleisnetzes aber noch befahrbar waren. Von einstmals 23 km Gleisen waren noch 4 km in Betrieb, davon wenige hundert Meter mit Fahrleitung. Am Depot war Lok 8 von Siemens & Schuckert abgestellt. Bis 2006 wurde der bei der Herstellung von Fluorwasserstoffsäure anfallende Gips mit der Bahn abtransportiert. Zuletzt wurde er nicht mehr über eine Sturzbühne auf regelspurige Eisenbahnwagen verladen, sondern mit Absetzmulden abtransportiert. Dafür hatte man Plattformwagen eingesetzt und die Absetzmulden wurden direkt von LKW übernommen. Auf den aktuellen Luftbildern ist dieser Teil des Werkes offensichtlich komplett abgerissen worden.
 
 

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